Stummfilm
Die Performance besteht aus einem stummen Live-Fußballspiel auf Leinwand mit Live-Musikbegleitung.
Die Wirkung des Stummfilms wie auch eines Fußballspiels liegt darin, dass sie universell verständlich ist. Bei Stummfilmen spielt Sprache der Schauspieler keine Rolle. Ihre Besonderheit liegt in der universelle Verständlichkeit, die auch bei Fußball-Massenereignissen wie der Weltmeisterschaft und ihrer völkerverständigenden Wirkung deutlich wird.
In der Frühzeit des Kinos gab es noch keine zufriedenstellende Möglichkeit, Bild und Ton synchron aufzunehmen und abzuspielen. Es musste der Großteil der Handlung und Gefühle über die Filmbilder transportiert werden. Filme wurden vor Publikum von Musikern begleitet. Die Akteure früher Filme spielten aus diesem Grund meistens sehr körperbetont. Genauso wirken heute Gestik und Mimik der Fußballspieler auf einen neutralen Beobachter oft übertrieben.
Die Performance besteht daraus, diese beiden Elemente zusammenzubringen. Ein Live-Bundesligaspiel wird als Stummfilm auf der Kinoleinwand gezeigt und von Livemusik kommentiert. Die Musiker improvisieren dabei dabei in zwei Gruppen, je nach Ballbesitz oder Spannung den Ablauf der Spielzüge bis zum Tor. Falls das Spiel sich langweilig entwickelt, gibt es Möglichkeiten musikalisch auch abzudriften (wie der Kommentator von Hintergrundgeschichten oder Statistik erzählen kann).
Im Rahmen eines Theaterfestivals wird dabei außerdem noch in einem Projekt die Vielseitigkeit des Kulturbegriffs untergebracht. Der Spagat reicht von bierseligen Fußballfans bis zu „hohen Augenbrauen“.
Die erste Performance fand statt am 23. Februar 2013 im Rahmen des 100° Festivals in den Sophiensälen.
Das Spiel war
Widzew Łódź – Śląsk Wrocław
Beteiligte Musiker:
Keisuke Watanabe, Rainer Schmitt, Frank Rother, Lukas Ramolla, Nikolaus Kirstein, Simon Gordeev und am Mischpult Martin Rippel
Reaktionen:
Radiobeitrag Deutschlandradio Kultur:
„[…]Dem ‚Fußballstummfilm mit Orchester‘ von Dominik Fraßmann gelang es, das Spiel auch für Nicht-Fans kompatibel zu machen. Dabei versetzte es uns zurück in Zeiten, als Bild und Ton noch nicht so einfach zu synchronisieren waren – und schlug eine ungewöhnliche Brücke zwischen Kultur und Sport. “
„[…]Jedes Foul, jeder Fehlpass, jede Torchance spiegelt sich in der Musik, die trotz aller Improvisation doch erstaunlich harmonisch wirkt. Rythmuswechsel sind natürlich vorprogrammiert und es ist immer wieder überraschend, wie stark die Vertonung Atmosphären heraufbeschwören kann. Ironische Momente entstehen, wenn zum Beispiel die Slowmotion-Wiederholungen dazu führen, dass immer wieder dieselbe eingängige Tormelodie erklingt.“